_310_ Zweierlei Extraktionen
Dem Kaffee-Journalist Fionn Pooler von The Pourover schulde ich dieses sehr anschauliche Bild:
Laut einem Bericht der AFL-CIO verdiente Starbucks-CEO Brian Niccol im Jahr 2024 über 95 Millionen Dollar, 6.666 Mal mehr als der durchschnittliche Barista. Der Durchschnittslohn eines Starbucks-Mitarbeiters lag in diesem Jahr bei weniger als 15.o00 Dollar. „Der durchschnittliche Starbucks-Mitarbeiter hätte 4643 v. Chr. (in der Steinzeit!) bei Starbucks anfangen müssen, um das zu verdienen, was der CEO von Starbucks allein im Jahr 2024 verdient hat“, heißt es in dem Bericht.
Meister der Extraktion sind scheinbar nicht die Barista, die trinkbare Inhaltsstoffe aus organischem Material ziehen. Viel beeindruckender ist wie weltweit Profit der Arbeitskraft entzogen wird – in einem Ausmaß, dass es mit allem Kaffee, der bis zum heutigen Tage kultiviert und gebrüht worden ist, nicht aufzuwiegen ist. Wie das möglich ist, werde ich trotz wissenschaftlichen Eifer, mit welchem ich mich diesem Phänomen widme, nie ganz verstehen.
Heute ist die Sonne über Wien um 5:34 aufgegangen. Dies war der 310. Second Sunrise, eine persönliche Notiz zu Kaffee und Alltagskultur.
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