_334_ Café Ventimetriquadri
Auf die Konferenz in Neapel freute ich mich besonders: Ich kenne die Stadt nicht gut, aber bislang ist sie mir die liebste Italiens. Pizza ist nicht das einzige Essen, das sehr günstig und zugleich unvergleichlich viel besser ist. (Tobias Müller hat das auf eine brillante Formel gebracht: ihm zufolge ist die italienische Küche eine der besten der Welt und zugleich die am meisten überschätzte.)
Zur Abwechslung lasse ich mich auch gerne auf das Espresso-Trinkerlebnis ein – obwohl hier genau das gilt, was Müller an der Italo-Gastronomie bemängelt:
Sie krankt an sklavischer Treue zu (oft eingebildeten) Traditionen, Unfähigkeit oder Unwille zur Innovation, totalem Desinteresse an allem, was nicht italienisch ist.
Umso überraschter war ich, als ich in das namensgebend winzige Ventimetriquadri stolperte – das ich lustigerweise nicht so zielstrebig ansteuerte, weil ich gar nicht mit speciality coffee rechnete. Der Barista dort gelang ein Kunststück, wie ich es nur selten erlebte. Ein perfekter Doppio (Äthiopien, natural – Erdbeeren, Waldbeeren, Schokolade), ein perfekter Cappuccino (Mischverhältnis, Geschmack, Textur). Ohne Fachsimpelei, einfach freundlich hingestellt. Toll!
Heute ist die Sonne über Wien um 7:07 aufgegangen. Dies war der 334. Second Sunrise, eine persönliche Notiz zu Kaffee und Alltagskultur.
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