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Großartiger Kaffee — eine simple Sache?

Großartiger Kaffee — eine simple Sache?
Still aus einer britischen McDonald's TV-Werbung (2017).

McDonald’s hat in einer Serie witziger Werbespots speciality coffee shops auf’s Korn genommen. Vortrefflich wird die umständliche Art solcher ‚Hipster-Lokale‘ der Lächerlichkeit Preis gegeben. Vorgeführt wird allerlei Befremden der Kunden, die in ihrem aufrichtigem Wunsch nach Kaffee nicht Ernst genommen werden. Stattdessen sind sie paternalisierenden Besserwissern ausgesetzt; mit Wucherpreisen und winzigen Portionen konfrontiert. Sie werden in ihren Trinkgewohnheiten irritiert vom blasierten Distinktionsdrang selbsterklärter Kaffee-Hohepriester.

Kaffee als reine Ware

Die Lösung, die von einer erstaunlich gut gelaunten McCafé-Mitarbeiterin präsentiert wird: ein einzelner Becher zum Mitnehmen. Er wird abgestellt auf einer völlig leer geräumten Theke. In einem Studio braucht sie keinen anderen Zweck zu erfüllen, als wie ein Altar einen schnöden Kaffeebecher zu heiligen. "Tasty coffee. Simple." So wird eine reine Warenform beschworen, der es egal sein kann, was drin ist. Der Kaffeebecher macht den Kaffee. Die natürliche Diversität des Kaffees und kulturelle Vielfalt in welcher er serviert wird, zählt nichts gegen die Einfachheit, mit der unsereiner wach werden soll, um mit Leistungsdruck und Verwertungslogik konform zu gehen.

Der Becher gibt keinerlei Auskunft über den Inhalt; er deutet dafür an, dass keine Pause gemacht werden braucht, um ihn zu trinken. Er selbst mag wenig appetitlich sein, aber das braucht niemanden zu interessieren, wo er doch den Trott gar nicht unterbrechen will. Das einheitliche Äußere des Pappbechers signalisiert den Gegensatz zur übertriebenen Kompliziertheit der Konkurrenten. Diese sind bloß gestellt in ihrem ehrlichen Vorhaben, bestimmte Qualitäten zu kommunizieren.

Heiße Ware und Klarheit in der Tasse

Hinter dem reinen Konsumgut liegt nämlich die Komplexität eines nur scheinbar vertrauten Getränks. Es lohnt sich, diese Ernst zu nehmen und jenen zu folgen, die durch neue Servierweisen uns auf bestimmte Aspekte aufmerksam machen. Ein Beispiel: Muss Kaffee heiß getrunken werden? Muss er kurz und stark sein? Muss er schwarz sein?

Diese Faktoren bedingen einander:

  • stark gerösteter Kaffee – daher die dunkle Farbe – schmeckt tendenziell bitter.
  • Erträglicher ist er in schwach extrahierten, aber stark verkürzten Fingerhut-Portionen.
  • Die sind so schnell weg, dass einem entgeht, wie scheußlich er ist, sobald er auskühlt.

Gut gerösteter Kaffee ist sicher nicht schwarz und ölig glänzend sondern braun. Richtig aufgebrüht kann er transparent in allerlei Farben von rot bis orange aufleuchten und schmeckt meines Erachtens am besten lauwarm, wenn sich die Säuren mit den karamelisierten Zuckern zu einem saftig-harmonischem Ganzen verbinden. Sonst zeigt kalter Kaffee sein wahres Gesicht und das soll dem Volksmund zu folge schön machen, ist es aber gar nicht.

Es lohnt sich also mit gewissen Gewohnheiten zu brechen. Dann kann auch die richtige Form gefunden werden, in welcher die schönen Aspekte eines schwierigen Getränks einfach zu erstrahlen scheinen.